(A)soziale Medien

By 03/13/2019Uncategorized

(A)soziale Medien

Die ach so sozialen Medien erzählen uns ständig was tolles. Wir haben tausende von Freunden. Kennen aber nicht mal einen davon privat. Trotz seinen 20.000 Followern ist er ständig nur alleine in seinen Storys zu sehen. Ein lustiger Mensch, lebensfroh. Mitreißend, ständig lachend. 

Bis ich ihn privat kennen lernte. Er erzählte mir, dass er viel grüble. Seine alten Schulfreunde seien vor einigen Jahren von hier weggezogen. Dass er viel weint, wissen seine 20.000 Follower nicht. Dass er Suizidgedanken hat – auch nicht. Sie kennen ihn nur als den freundlichen, stets lustigen Typ von Instagram. Und er fühlt sich doch allein. Seine düsteren Gedanken zu teilen – eine undenkbare Vorstellung. Viel zu groß ist die Scham. Die Storys im Netz geben ihm Halt und je mehr Resonanz er bekommt, desto besser fühlt er sich. Für den Moment. Im nächsten kann es aber sein, dass er wieder einmal zusammen bricht… vor Sorge, Angst oder einfach nur vor Einsamkeit. Niemand ist da in diesem Moment. Niemand, der ihn in den Arm nimmt. In solch einem Moment könne er menschliche Nähe 1000 mal stärker gebrauchen als dieses eiskalte leuchtende Viereck, das ihm eine Zahl von Personen anzeigt, die ihn nicht einmal kennen. Sie kennen einen Typ, der immer gut drauf ist. Der keine Macken hat. Und genau das wollen sie sehen. Alles andere? Nicht wirklich! 


                

Es geht um den Sozialen Kontakt und die soziale Interaktion nicht um die soziale Anerkennung. ..hier gehts zum Post.

“Die Frage ist, was Social Media wirklich für uns ist?”, zucken seine Schultern. Ist es ein Wettrennen, ein Wettkampf oder pure Egomanie? Er sehnt sich nach einer Partnerin, ist aber zu verschlossen, wirklich auf eine Frau zuzugehen. Im Social Web stehen die Menschen ihm nicht gegenüber, das nimmt ihm die Angst vor der direkten Konfrontation.

Und deshalb fühlt er sich nicht komplett und sogar in bisschen unehrlich, weil er seine Follower nicht an seinen dunklen Seiten teilhaben lässt. “Es ist eine Scheinwelt. Man zeigt nur diesen einen Ausschnitt von sich selbst, den alle zu lieben scheinen. Deswegen bekommt noch größere Angst, man könnte sie verlieren, wenn sie die weniger tollen Seiten kennen lernen. Und man zweifelt noch mehr an sich selbst, weil man noch so viele weitere Schwächen an sich entdeckt.”

Es ist wie mit den Stars, die hoch gefeiert werden und dann plötzlich abstürzen, nur dass die “Stars” plötzlich völlig aus dem nichts kommen und sich ihren “Ruhm” manchmal selbst nicht wirklich erklären können. Eine riesige Menschenmenge in den sozialen Medien “folgt” einem Menschen und möchte an seinem Leben teilhaben… aber nur solange dieses interessant genug ist. 20.000 Menschen interessieren sich für einen einzigen, aber halt doch nur leider hauptsächlich für dessen Fassade.

Die einzige Frage, die übrig bleibt ist: Wie sozial sind diese Medien? Und wie sozial bist Du?
Bilder: unsplash.com

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