Smalltalk


Ihr wolltet immer schon mal wissen, wie so ein Musikvideo beim Dreh abläuft, wie lange es dauert, bis alles im KAsten ist, dann lest hier meine Erfahrung vom Musikvideodreh mit Remoe für den Dreh für das Video Smalltalk.


Es geht drunter und drüber, als ich am Samstag Nachmittag um 15 Uhr in München am Yoga-Tanz-Studio ankomme. Heute ist der Dreh für Remoes Musikvideo “Smalltalk” mit sechs Tänzerinnen geplant. Als ich ankomme, steckt der Lichtkonstrukteur schon mitten im Aufbau, schiebt Kisten, justiert, korrigiert und grüßt freundlich. Der Choreograph probt nochmals letzte Schritte mit den konzentrierten Tänzerinnen im „Call On Me“-Revival Outfit.

Kameramann und Regisseur „Matze“ rennt im Kapuzenpulli und stylischer Jogginghose  quer durch den Raum und checkt schon mal den Look durch sein Objektiv, während ich mich mit meinem Make Up in der Garderobe installiere. Rapper Remoe, dessen Musikvideo gedreht werden soll, steht ebenfalls in den Startlöchern und hat ganz genaue Vorstellungen für sein Video: Zum Look, zum Styling zur Choreo. Vision und Perfektionismus stehen an erster Stelle, und das dauert. Alle Tänzerinnen müssen ihre Choreographie, die sie seit Wochen einstudiert haben, nochmal komplett umstellen. „Es muss mehr Sexyness rüberkommen“, meint Rapper Remoe und schlüpft kurzerhand in die Rolle des Choregraphen.

Die Laune unter den Tänzerinnen ist zum Glück immer noch einigermaßen gut, nachdem der Rapper, der natürlich nicht soviel Tanzerfahrung hat, wie deren Choreograph,  ihnen plötzlich ihre neuen Tanzschritte oder wohl eher den sexy Hüftschwung beizubringt, schließlich sind mittlerweile schon zwei Stunden vergangen. Und auch ich stehe zusammen mit Kameramann, Lichttechniker und Assistenz immer noch wartend daneben.

Bild: unsplash

Der Dreh sollte eigentlich schon um 15 Uhr beginnen und um ein Uhr morgens zu Ende sein. Nachdem ich mit dem Make-up immer noch nicht starten konnte, wird mir langsam klar, dass das mit der Zeitplanung wohl nicht so ganz hinhauen wird.

Gefühlte 13 Kippenlängen später, als die neue Choreo nun endlich steht, fange ich an, das erste Mädchen zu schminken. Da das Video eine 90er Jahre Stimmung hervorrufen soll, entscheiden wir uns für ein Neon-Makeup. In der Umkleidekabine, in der ich mein Make up aufgebaut habe, geht es zu wie am Bahnhof, ständiger Durchgangsverkehr und Durchsagen aus zerrenden Smartphone Lautsprechern. Als ich dann endlich mit dem zweiten Mädchen anfange, kommt Rapper Remoe um die Ecke und kleidet die restlichen Girls ein. Was ihnen blüht, ist ihnen jetzt noch nicht bewusst. Die Rede war von Bodies, ganz im Stile von Eric Prydz´ Welthit „Call on Me“. So weit, so gut. Doch als Remoe die Tangas auspackt und den Tänzerinnen vor die Nase hält, kippt die Stimmung der Mädels. Einige weigern sich, so etwas zum Tanzen zu tragen. Die ein oder andere könne so ihre Tanzkarriere an den Nagel hängen.

Also geht Kameramann und Regisseur „Matze“ los um neue Outfits zu besorgen, während ich endlich in Ruhe die Mädels schminke. Die Freude unter den Tänzerinnen ist groß, als Matze mit weniger knappen Höschen zurückkommt. Das Outfit scheint ihnen zu gefallen. Allerdings deckt sich das nicht so ganz mit den Vorstellungen des Rappers. Mittlerweile ist es nach halb acht, kurz vor Ladenschluss und noch immer ist keine einzige Szene abgedreht. Und bevor nicht alle am Set zufrieden sind, wird sich das wohl auch nicht ändern. Also nochmal los, nächstes Outfit.

Unterdessen wird das Gewusel und die Aufregung immer größer, schließlich sollte die Aufnahme für den Dreh eigentlich schon seit zwei Stunden laufen. Und auch das Make up mancher Mädchen entsprach nicht den Vorstellungen des Künstlers. Also auch nochmal von vorn.

Inzwischen wird allen klar, dass der jetzt schon wohl verdiente Feierabend in weite Ferne rückt. Schließlich kommt Matze erneut von seiner Shoppingtour mit den finalen Outfits zurück. Nachdem an diesen dann erneut mit der Schere etwas Stoff entfernt wird und auch das Hair and Make-up den Wünschen des Rappers entspricht, kann der Dreh beginnen.

hier gehts zum Songtext…

Die Tänzerinnen und Crew in ihrem Element

Der Raum ist mittlerweile perfekt ausgeleuchtet, die Tänzerinnen stehen fertig gestylt auf Position und Kameramann, Choreograph und Regisseur stehen in den Startlöchern. Musik an. Kamera läuft. Und Action! Und plötzlich sind alle präsent und super gut gelaunt.
Die Scheinwerfer erhellen den Raum, die Musik verbreitet positive Vibes und auch die Mädchen strahlen um die Wette.

Etwas abpudern hier, etwas auffrischen da, etwas Schweiß abwischen dort und noch ein bisschen Öl, damit die Haut glänzt. Soweit keine große Anstrengung mehr, zumindest für mich. Für die Mädels dafür umso mehr. Da fließt der Schweiß in Strömen.

Um fünf Uhr morgens ist die letzte Szene mit 4 Stunden Verspätung endlich im Kasten. Nach sieben Stunden Tanz steht den Tänzerinnen die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. Was für ein Durchhaltevermögen! Und ich? Ich musste jetzt auch nochmal für über zwei Stunden Heimfahrt durchalten, da ich natürlich kein Hotel gebucht hatte. Letztendlich schaute ich mir um sieben Uhr am Morgen in Stuttgart einen unvergesslichen Sonnenaufgang an und fiel anschließend todmüde auf die Couch und verschlief den ganzen Sonntag. Was bei diesem stressigen und einzigartigen Tag herauskam, war dieses stylische Musikvideo im 90er Jahre flair.

Hier gehts zum Video!
Titelbild: Musikvideo Smalltalk

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